pluto

Steckbrief Pluto (Zwergplanet)

  • Gasplanet
  • Abstand zur Sonne 6.900 Mio km
  • Temperatur -240°C
  • Durchmesser 2.368 km
  • Umlaufzeit rund 248 Jahre
  • Plutotag 153 Stunden

Der rasante Fortschritt der Astronomie machte im Lauf weniger Jahrzehnte aus ursprünglich sinnvollen Katalogen kaum noch überschaubare Sammelsurien. Nachfolgende Wissenschaftsgremien regten zu einer weiteren Untergliederung an. Die berühmteste dieser Diskussionen ist jene über den Status als Planet des Sonnensystems. 2006 fand sie einen vorläufigen Höhepunkt in der »Planetendefinition«, die bis heute umstritten bleibt. Seitdem gilt Pluto nicht länger als Planet.

Planeten des Sonnensystems – Zwergplanet als Diskussionsopfer

Dieser fernste (ehemalige) Planet des Sonnensystems ist klein, umläuft die Sonne stark elliptisch und mit großer Neigung. Ein Jahr auf Pluto dauert ganze 247,68 Jahre und verläuft exzentrischer als die meisten anderen Planetenbahnen. Für einen Plutotag braucht er nicht nur 6,387 unserer Erdetage, sondern dreht sich auch rückläufig um seine Achse.

Dieser »verlorene« Planet des Sonnensystems stellt eine Besonderheit dar. Trotz seiner geringen Größe gilt seine Rotationsperiode als groß. Daran ist der Mond »Charon« schuld, dessen Gezeitenkräfte auf Pluto einwirken, ebenso, wie der Zwergplanet diesen Mond beeinflusst.

Außer diesen beiden wurden im Sonnensystem bisher keine weiteren Körper mit doppelt gebundener Rotation gefunden. Vor der entstandenen modernen Zuordnung galt Pluto als ein Mond, den Neptun vermutlich beim Einfangen des Neptunmondes »Triton« aus seinem ursprünglichen Monde-System heraus katapultierte. Zwei Tatsachen scheinen diese Theorie zu untermauern: Erstens bewegt sich Triton rückläufig um Neptun, und ein anderer Neptunbegleiter, Nereid, erhielt seine heutige starke Bahnexzentrität. Der Zwergplanet Pluto bewegt sich ebenfalls mit einer 17° starken Bahnneigung.

Entdeckungssensation Transneptun

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte die Teleskopforschung der Planeten des Sonnensystems nicht länger in diskreten Fachkreisen von Astronomen, Physikern und »Himmelsphilosophen«. Die weltweit aufstrebenden Medien wollten ebenso ihr Häppchen Sensation von der Planetenforschung verbreiten, schon damals möglichst als erste. So geschah es, dass der kleine Pluto lange vor seiner Entdeckung für Hypothesen und Mutmaßungen sorgte und eine Zeit lang mehr über ihn geschrieben und gerätselt als an ihm entdeckt und nachgewiesen wurde.

25 Jahre lang hatte das Lowell-Observatorium (Arizona) den Himmel nach einem vermuteten neunten Planeten des Sonnensystems abgesucht. Dann endlich enthüllten Himmelsaufnahmen ein entsprechendes Objekt, jedoch nicht an der vorhergesagten Stelle. Die Öffentlichkeit erfuhr vom Ergebnis der Planetenforschung exakt am 149. Entdeckungstag des Planeten Uranus. Seinen Namen »Pluto« erhielt er aus einer Flut von Namensvorschlägen. Eine Elfjährige aus Oxford hatte den richtigen mythologischen »Riecher« und empfahl, das Objekt in der Finsternis ebenso düster nach dem gleichnamigen Gott der Unterwelt zu benennen. Der ehemals neunte »Wandelstern« unseres Sonnensystems wurde 1930 entdeckt.

Die Frage nach Größe und Charakter Plutos

Kurz nach seiner Entdeckung schätzte man aus angenommener Albedo und scheinbarer Helligkeit den kleinen Planeten des Sonnensystems auf Erdgröße ein. Nach einigen wissenschaftlichen Minuskorrekturen witzelten die Medien, weitere Planetenforschung könnte am Ende den offensichtlich schrumpfenden Zwergplaneten ganz verschwinden lassen. Erst weitere Vergleiche der Himmelsaufnahmen von Pluto und die Entdeckung von Charon, des großen Plutomondes, erlaubten Ende der 1970er Jahre die heute gültige Größenangabe für den Sonnenbegleiter.

Pluto: zu klein als Planet und trotzdem eine »große Nummer«

Als beim astronomischen »Run« auf transneptunische Objekte 1992 mehrere plutoähnliche Himmelskörper entdeckt wurden, sollte unter den Planeten des Sonnensystems der kleine Pluto den Doppelstatus eines Asteroiden erhalten. Brian Marsdens Vorschlag wurde jedoch abgelehnt.

Immer mehr Himmelskörper von der Größe des Pluto und größere wurden im Kuiper-Gürtel entdeckt. Am 23.08.2006 wurde schließlich die neue Gruppe der »Zwergplaneten« gebildet, in der nun »unser« neunter Planet unter Nummer 134340 aufgelistet bleibt. Er ist einer von insgesamt fünf definierten Zwergplaneten in unserem Sonnensystem neben Ceres, Makemake, Haumea und Eris.

Selbst unser Mond ist größer als der ehemalige äußerste Planet des Sonnensystems. Der geplante Flug zum fernen Planeten des Sonnensystems verschlang Unsummen an Forschungsgeldern. Nach einigem Tauziehen war es dennoch möglich, die Raumsonde »New Horizons« zum Zwecke der Planetenforschung auf die knapp zehnjährige Reise zu schicken. Seit Anfang 2006 ist die Raumsonde auf der Reise zum Kuiper-Gürtel und flog am 14. Juli 2015 12.500 km nah an Pluto und 28.800 km weit am Pluto-Mond Charon vorüber.

Nahaufnahmen und Messdaten sollten die Wissenschaftler besser über den Zwergplaneten, seine »Doppelrolle« um Charon und die Plutomonde Nix und Hydra aufklären.

Plutos großer Mond Charon

Die Konstellation des Pluto gilt als außergewöhnlich zwischen Zwergplaneten und ihren Monden des Sonnensystems. Die Astronomen vermuten, dass sie nicht zusammen entstanden, sondern Charon möglicherweise bei einer gewaltigen Kollision aus dem einst viel größeren Mutterkörper abgesprengt wurde. Die entdeckten Spuren von Kryovulkanismus und der 2007 nachgewiesene geringe Verwitterungszustand des Oberflächeneises werden als Beweise dieser Theorie angesehen. Nach bisherigen Erkenntnissen besitzt Charon allerdings keine messbare Atmosphäre.

Unter den Monden des Sonnensystems ist Charon noch aus weiteren Gründen einzigartig. Pluto und der verhältnismäßig große Begleiter Charon gelten als einziges bisher bekanntes Zwergplaneten-Doppelsystem unseres Sonnensystems. Charons Gesteinskern ist viel kleiner als Plutos, während seine Eiskruste mindestens 10 – 15 % dicker ist. Um den Kryovulkanismus genauer zu untersuchen, müssen Spuren von Verformungen und Ablagerungen auf der Mondoberfläche ausgewertet werden. Genauere Erkenntnisse erhofften sich die Wissenschaftler hierzu von der Mission »New Horizons«, die im Jahr 2015 detaillierte Aufnahmen von Charon zur Erde sendete.

Pluto ist mit einem Volumen von einem Drittel des Erdmonds relativ klein und die IAU beschloss, die Definition von Planeten anzupassen. Pluto wurde der Status als Planet 2006 aberkannt. Planeten müssen folgende Kriterien erfüllen:

  • Sich auf der Umlaufbahn der Sonne bewegen
  • Genug Masse besitzen, um annähernd kugelförmig zu sein
  • Muss seine Umlaufbahn dominieren, d.h. im Laufe der Zeit sollte seine Umlaufbahn von anderen Körper bereinigt sein