In China nennt man sie den »Metallstern«, im antiken Griechenland »Aphrodite«, bei den alten Germanen »Freyja«. Die Venus ist unter den Planeten des Sonnensystems nicht nur ein vielgesprochener Himmelskörper. Sie wurde wegen ihrer guten Sichtbarkeit als Abend- und Morgenstern auch von Anfang an intensiv studiert und erforscht.
Allgemeine Details zum Planeten Venus – unserem Morgenstern/Abendstern
Nach Merkur kommt Venus der Sonne mit ca. 108 Millionen Kilometern am nächsten. Sie gehört den »inneren«, den erdähnlichen bzw. terrestrischen Planeten des Sonnensystems an. Auf ihrer Umlaufbahn nähert sie sich der Erde auf höchstens 38 Millionen Kilometer. Sie ist fast so groß wie unser »blauer Planet«, unterscheidet sich jedoch sowohl geologisch als auch in der Struktur und Bewegung ihrer Atmosphäre.
Unser Nachbarplanet Venus hat mit knappen 225 Tagen (exakt: 224,701) einen wenig kürzeren Sonnen-Umlauf als die Erde. Generell bewegt sie sich von allen Planeten des Sonnensystems am kreisförmigsten um ihr »Venusjahr«. Nur einige Monde bewegen sich noch »runder«.
Eine sonst nur von Uranus und Pluto bekannte Eigentümlichkeit kennzeichnet die Rotation der Venus. Während sich die meisten Planeten des Sonnensystems vorwärts um die eigene Achse drehen, ist die Eigenbewegung der Venus rückläufig (»retrograd«). Am Morgen geht dort die Sonne nicht im Osten, sondern im Westen auf, am Abend entsprechend im Osten unter. Der Venusäquator neigt sich nur sehr gering gegen die Bahnebene. Jahreszeiten gibt es deshalb auf Venus nicht.
Ihre Ähnlichkeit mit der Erde weckte trotz aller Unterschiede unter Fantasten, Utopisten und Astronomen aller Zeiten Spekulationen darüber, ob auf Venus Leben, wie wir es kennen, theoretisch möglich wäre. Unter den Planeten des Sonnensystems ist sie dafür jedoch der Sonne zu nahe. Flüssiges Wasser kann nur in »habitablen Zonen« existieren – Venus befindet sich, wenn auch nur geringfügig, außerhalb dieses Bereiches.
Historische und moderne Venus-Forschung
Die älteste Aufzeichnung einer Planetenbeobachtung findet sich auf den »Venus-Tafeln« des Königs Ammi-şaduqa. Ab 1645 v. Chr. wurden ihre 584-Tage-Intervalle beobachtet und niedergeschrieben.
Alle Staaten, die irgendwie technisch dazu in der Lage sind, schicken seit dem Beginn des Zeitalters der Raumfahrt spezielle Sonden mehr oder weniger erfolgreich zur Beobachtung, Aufzeichnung und für Bodenmissionen zur Probenentnahme zur Venus.
Vorbeiflüge, Atmosphäreneintritte und sogar Bodenlandungen auf dem heißen Planeten des Sonnensystems geben in kleinen, hoffnungsvollen Schritten immer mehr von den Geheimnissen unseres heißen Nachbarplaneten preis. 1
Venusforschung – Spannende Erkenntnisse
In Darstellungen der Planeten des Sonnensystems bezüglich ihrer – zumeist griechischen – mystischen Namensgeber inspirierte der kleine, heiße Planet Venus schon früh Maler und Bildhauer zu Darstellungen ihrer Schönheit. »Morgenstern«, »Inanna«, Ischtar« und viele andere sind die vermutlich ältesten Namen dieses uralten kulturhistorischen Symbols für Liebe, Verlangen und Schönheit. Auch Wissenschaftler beschäftigten sich schon früh in der Geschichte mit der Erforschung des hellen Wandelsterns.
Historische erdgebundene Venusforschung
Wissenschaftlich wurde der zweitinnerste Planet des Sonnensystems bereits auf den Venus-Tafeln des »Ammi- şaduqa« im Jahr 800 v. Chr. erwähnt. Bisher ist dies das älteste bisher bekannte Dokument über eine Planetenbeobachtung. Diese Tafeln allerdings waren schon Textkopien. Die ursprünglichen Aufzeichnungen über das beobachtete 584-Tage-Intervall der Venus datieren noch um einiges älter, ca. um 1645 v. Chr.
Galileo Galilei gehörte zu den ersten Astronomen, die ab 1610 mit Teleskopen die Planeten des Sonnensystems erforschten. Er erkannte die »Venusphasen« (die mit denen unseres Erdmondes vergleichbar sind) und bewies damit den Umlauf der Planeten um die Sonne, nicht um die Erde.
Nicht belegt, doch aus unsicheren Quellen überliefert, ist die Aussage des Platon-Schülers Pontikos d. Ä. (um 360 v. Chr.), die Planeten Merkur und Venus würden die Sonne und nicht die Erde umkreisen. Die Atmosphäre der Venus entdeckte erst gute 150 Jahre nach Galilei der deutsche Naturwissenschaftler Georg Christoph Silberschlag als helle Aura während eines Venustransits (Passage vor der Sonnenscheibe).
Nach und nach offenbarte dieser Planet des Sonnensystems weitere Details. Die erdgebundene Fernbeobachtung der Venus erzeugte auch optische Irrtümer, die erst durch spätere Kollegen aufgeklärt und konkretisiert wurden. So glaubte Johann Hieronymus Schröter, in Unregelmäßigkeiten der Venusphasen Oberflächendetails zu erkennen.
Später jedoch erkannte er darin Dämmerungseffekte der Venusatmosphäre. Patrick Moore (geb. 1923) gab dem Phänomen den Namen »Schröter-Effekt«. Die so genannten »Venushörner« erkennen Amateurastronomen bereits mit kleinen Teleskopen.
Genauere Beobachtungen dank des technischen Fortschritts
Die Erforschung der Planeten des Sonnensystems beschränkt sich längst nicht mehr auf optische Beobachtungen. Spektralanalyse, Radar- und Radioastronomie, Mikrowellen-Beobachtungen, Ultravioletterfassung, Röntgenaufnahmen und andere geben auch über die Venus immer genauer Aufschluss.
So wissen wir inzwischen, dass sie eine dichte Atmosphäre besitzt, sehr heiß ist und seit 1964, dass sie sich retrograd um die Sonne bewegt. Um die »schöne, mittelbare Nachbarin« noch besser kennen zu lernen, gibt es zahlreiche astronomische Missionspläne.
Astronomie als Politmanöver – Wettstreit der Venus-Vorbeiflüge
Die Sowjetunion bot all ihre technischen Errungenschaften auf, um sich als Vorreiter in der Planetenforschung zu etablieren. Fehlschläge waren anfangs unausweichlich. Trotzdem verbesserte jede Mission die Bedingungen der nächsten Pläne erheblich. Der erste Vorbeiflug 1961 an der Venus durch »Verena 1« in 100.000 km Entfernung endete nach technischen Defekten ohne mess- oder auswertbare Ergebnisse, obwohl die Sonde bis unter die Bordklappen mit modernster Technik ausgerüstet war.
3 Jahre später kam es nach dem Start zur Planetenforschung erst gar nicht zu einer Annäherung an die Venus. »Zond 1« trugen die Wissenschaftler kurz nach dem Start als endgültigen Verlust in ihre Forschungslogbücher ein.
Die USA wollten hinter den Russen in der Planetenforschung nicht nachstehen. »Mariner 2« (eigentlich eine modifizierte Mondsonde vom Typ »Ranger«) entdeckte bei ihrem Vorbeiflug 1962 das fehlende Magnetfeld der Venus und konnte eine thermische Mikrowellenstrahlung vom Planeten messen. 1967 und 3 Sonden später gelang »Mariner 5« durch eine Funkwellenvermessung die nähere Bestimmung wesentlicher Planeteneigenschaften und der Atmosphäre.Praktisch als Nebenprodukt der Planetenforschung übermittelte 7 Jahre später die Merkursonde »Mariner 10« (letzte Sonde des Mariner-Programms) Bilder von der Venus.
Ziel Planetenoberfläche
Bereits der Flug eines Weltraumgefährts zum Zielplaneten stellt eine Herausforderung an die Planetenforschung dar. Noch komplizierter gestaltete es sich, Sonden heil auf die Oberfläche der Venus zu bringen oder am Boden funktionstüchtig zu erhalten. Fehlschläge begannen einmal schon vor Erreichen des Orbits, ein anderes Mal als Bruchlandung, manchmal, wie im Fall der Landekapsel von »Verena 7«, immerhin als intaktes Aufsetzen auf dem Boden. Dazwischen verhinderten unwirtliche Außenbedingungen einen Erfolg. In einem Fall versagten die Bordbatterien wegen der überraschend massiven Venusatmosphäre, eine andere wurde schlichtweg vom Außendruck zerquetscht, bevor sie überhaupt die Oberfläche erreichte.
Quellen
- BR-Wissen, 07.12.2019: https://www.br-online.de/wissen-bildung/spacenight/sterngucker/planeten/venus.html