Im Falle des Sternbilds Steinbock ist einiges nicht so, wie es ein Laie zu lesen oder zu denken bekommt. In den Mythologien ist die lichtschwache Konstellation auf der Ekliptik das Symbol eines Wesens, dessen hinterer Körper einen Fisch, der obere Körperteil eine Ziege darstellt. Wer am Sommerhimmel unter den Koordinaten des Steinbocks nach Deep Sky-Objekten sucht, muss sein Fernglas oder Teleskop ebenfalls nicht im Inneren, sondern am Rand des Sternbildes ausrichten. Ebenfalls sind einige seiner Doppelsterne nicht, was sie scheinen – sie stehen zum Teil nur scheinbar, also optisch, miteinander in Verbindung.
Die Mythologie der »schwimmenden Ziege«
Das Symbol des »Ziegenfisches« kannten bereits die Babylonier. Ihre Deutung des Sternbilds Steinbock war kein Teil ihrer Mythologie, sondern praktischer Natur. Den Fisch »Parupeneus forskalii« (Ziegenfisch) gibt es wirklich, und zwar in Schwärmen am Roten und Arabischen Meer, der antiken Heimat dieser Kultur. Wenn der »Ziegenfisch« auf der Ekliptik sichtbar war, fuhren die Fischer zum Fang der Schwärme auf’s Meer. Gegen die damalige Position am Sommerhimmel hat sich das Sternbild– wie viele andere Konstellationen – etwas verschoben. Möglicherweise befanden sich Deep Sky-Objekte, die heute außerhalb der Sternbildgrenzen zu finden sind, damals direkt im Steinbock.
Die Griechen sahen in ihrer Mythologie im Sternbild »Ziegenfisch« am Sommerhimmel den behuften Hirtengott Pan. Als er sich ins Meer retten wollte, gelang die Gestaltwandlung zum Fisch nur unvollkommen. Pans »Ernennung« zum eigenen Sternbild auf der Ekliptik hatte er seiner Heldentat an Zeus zu verdanken, dessen Verletzungen durch den Götterjäger Typhon er gemeinsam mit Hermes heilte. Erst die Römer benannten die Konstellation zum Sternbild Steinbock um. Die heute bekannten Deep Sky-Objekte um das Sternbild waren jedoch zu lichtschwach, um ohne Teleskop von den antiken Astronomen, zum Beispiel Ptolemäus, erkannt zu werden.
Entdeckungen des Teleskopzeitalters im Sternbild Steinbock
Neptun, der achte Planet unseres Sonnensystems, wurde in der Nähe des Doppelsterns Delta Capricorni (historischer Eigenname: »Deneb Algedi (nach der Mythologie: »Schwanz der Ziege«) im Jahr 1846 mit Hilfe eines Teleskops entdeckt. Aus dem Radianten des Sternbilds Steinbock kommen die Sternschnuppen des Meteorstroms »Alpha-Capricorniden«. Lohnenswerte Deep Sky-Objekte am Rande der Konstellation auf der Ekliptik sind zwei Galaxien, deren Verschmelzung beobachtet werden kann, echte und optische Doppelsterne sowie eine Galaxiengruppe. Am Sommerhimmel bzw. frühen Herbsthimmel finden Beobachter das Sternbild leicht zwischen »Wassermann« und »Schütze«.