Mit bloßem Auge ist das Sternbild Wassermann blass, doch ausgedehnt am Sommerhimmel zu sehen. Zwischen August und November können von Mitteleuropa aus eine Reihe spannender Deep Sky-Objekte unter seinen Koordinaten auf der Ekliptik– südlich des Sternbilds Pegasus – beobachtet werden. Den Menschen der Antike diente »Aquarius« (Riese, aus dem Altägyptischen) als Kalenderzeichen für den Beginn der Regenzeit. Die Mythologie der Ägypter und der Griechen bedachte auch dieses Sternzeichen mit zauberhaften Entstehungsgeschichten.
Die Sterne und Deep Sky-Objekte des Sternbilds Wassermann
Die Menschen der Antike richteten ihre Jahresverrichtungen stark an den Sternen, hier besonders an den Sternbildern der Ekliptik, aus. Immer zu Beginn der Regenzeit »betrat« die Sonne das Sternbild Wassermann. Seine Sterne waren damals in etwas anderer Position als am heutigen Sommerhimmel, doch trotz ihrer vergleichsweisen Blässe mit bloßem Auge sichtbar. Mit Beginn des Teleskopzeitalters offenbarten sich viele Deep Sky-Objekte, darunter zwei Planetarische Nebel, unter seinen Koordinaten.
Um die Fülle seiner Deep Sky-Objekten zu erkennen, genügt für einen groben Anblick im Sternbild Wassermann in vielen Fällen schon ein Fernglas. Allerdings zeigt erst der Teleskopblick zum Sommerhimmel genauere Details, beispielsweise feine Strukturen in Planetarischen Nebeln und Einzelheiten der Kugelsternhaufen. Der Wassermann ist darüber hinaus Teil der Mythologie, die sich um seine Nachbarsternbilder auf der Ekliptik rankt.
Sternbild Wassermann in der Mythologie
Die Babylonier erkannten im Sternbild Wassermann GU.LA (»der Große Eine«), ihren Gott Ea mit einer überfließenden Vase in seinen Händen. Diese Deutung bezieht sich auf regelmäßige Überschwemmungen während der Regenzeit, die vom Eintritt der Sonne in den Wassermann auf der Ekliptik eingeläutet wurde. Auch die Griechen sahen am Sommerhimmel eine Vase in Händen des Wassermanns, alternativ Aquarius, der mit seiner Frau auf einem selbstgebauten Schiff die drohende Sintflut überlebte.
Die Chinesen nennen nach ihrer Mythologie den sich ergießenden Strom aus der Vase des Sternbilds Wassermann die »Armee der Yu-Lin«. Sie sehen in einigen der lichtschwachen Sterne bewaffnete Fußsoldaten mit ihren Geißeln während eines himmlischen Feldzuges auf der Ekliptik. Nach der chinesischen Astronomie teilt sich der Sommerhimmel auch anders ein. Dadurch gehören einige Sterne des Wassermanns zusammen mit Sternen der »Fische« und des »Steinbocks« einer eigenen Konstellation an, den »Loui-pi-tschin« (Wälle).